«Man muss sich aufeinander einlassen, einander vertrauen — da ist kein Raum für Egoismus»

Im Dialog: Die C3 Bildredaktion mit Georg Roske darüber, wie Fotografen mit C3 wachsen können.

C3 Creative Code and Content
7 min readMay 24, 2017

Jobs, Lizenzen oder Trends — die C3 Bildredaktion steht im ständigen Austausch mit externen Kollegen aus der Fotobranche. Das Wissen, die Erfahrungen und Ratschläge der Branchenprofis mit unterschiedlichsten Backgrounds, wollen wir im Rahmen dieser Interview-Reihe vorstellen.

In diesem Teil wird es persönlicher: Simone Gutberlet, die stellvertretende Leiterin der C3 Bildredaktion vom Standort Berlin, sprach mit Fotograf Georg Roske über die gemeinsame Zusammenarbeit. Er selbst beschreibt seine Fotografie als einen Mix aus Authentizität, Einfühlungsvermögen und dem perfekten Moment, der sowohl intuitiv als auch kalkuliert ist. Zusammen mit C3 hat er schon an Projekten für Allianz, Volkswagen oder Sparkasse gearbeitet.

Georg und Simone am Set eines Shootings für Volkswagen

First things first: Was ist das Wichtigste bei der Zusammenarbeit zwischen Agentur und Fotograf?

Georg Roske: „Du musst in unserem Job einfach eine Beziehungen aufbauen, ohne geht es nicht. Bei C3 läuft das einfach und das ist ungewöhnlich — gerade hier in Berlin. Ich nenne das ‚kontaktreiche Beziehungslosigkeit’: Jeder kennt sich, alle sind nett, irgendwie ist alles super, aber sich wirklich aufeinander einlassen, das passiert selten hier in der Stadt.“

Simone Gutberlet: „Sich aufeinander einlassen, ist definitiv der wichtigste Punkt. Man muss sehr großes Vertrauen ineinander setzen und sich auf den anderen immer vollkommen verlassen können.“

Georg: „Und loyal sein — dazu braucht es aber immer beide Seiten. Es ist im Prinzip wie in einer Familie. Die meisten der anderen Agenturen gehen nicht über persönliches Vertrauen. Dort gibt es nicht diese Förderung wie bei C3. Da ist kein Altruismus, sondern Egoismus im Raum. Ich erlebe oft ein sehr oberflächliches Denken nach dem Motto ‚In welche Schublade passt der?’“

Back to the start: Wie finden sich C3 und Fotografen?

Simone: „Bei uns läuft es generell so, dass wir wöchentlich Mappentermine mit Fotografen haben. Wir möchten jeden erst einmal persönlich kennenlernen, wenn das machbar ist. Das ist uns sehr wichtig. Im Gespräch schauen wir dann, wer zu uns passt. Das kann von ganz jungen bis hin zu gestandenen Fotografen, die über einen Agenten kommen, jeder sein. Wir haben auch schon Fotografen gebucht, die eigentlich nur Fashion machen und auf ganz andere Jobs gesetzt. Das ist ein Wagnis, aber wir bringen hier unsere Erfahrung ein und nehmen den Fotografen an die Hand. Wir versuchen ständig neue Fotografen zu buchen, um den Nachwuchs zu fördern und um selbst in Bewegung zu bleiben.“

Georg: „Als ich damals zu C3 kam und meine Fotomappe präsentiert habe, hast du am Schluss zu mir gesagt: ‚Weißte was, alles super, aber komm’ mal in zwei Jahren wieder, mein Lieber’. Da habe ich erst einmal geschluckt. Aber ich dachte mir, sie ist ehrlich, sie sagt mir genau, was sie von mir will und dann habe ich meinen Terminplaner rausgenommen und mir das vermerkt. Dabei ist es erst mal geblieben.“

Simone: „Das war 2009. Ich habe definitiv Potential in dir gesehen, aber du warst noch nicht reif genug.“

Allianz © Georg Roske

Georg: „Und nach zwei Jahren haben wir einen neuen Termin ausgemacht und ich bekam den ersten Job: Ich sollte für Allianz ein Still von Christian Berkels Jacke aus ‚Inglorious Basterds’ machen. Ich war damals in der angewandten Fotografie ein Einsteiger und bin total ausgeflippt, als ich die Jacke per Kurier zugeschickt bekommen habe, um sie abzulichten. Jetzt kommt aber das Down: Leider blieb es 2011 erst mal dabei. Richtig angefangen, zusammen zu arbeiten, haben wir eigentlich 2012. In diesen zwei Jahren ist bei mir persönlich auch viel passiert: Ich bin Vater geworden. Das hat mich verändert.“

Simone: „Als du in meinen Augen soweit warst, sind wir zusammen auf ein Cover Shooting.“

Georg: „Richtig, um Echt-Cases für die Allianz Themenwelten zu fotografieren.“

Allianz Themenwelt “Wohnen” © Georg Roske

Simone: „Das war ein kleines Experiment. Ich wusste nicht, was passiert, aber ich war mir ziemlich sicher, dass es dich voranbringen wird. Wir haben einen tollen Job gemacht und für mich war klar: Das hier könnte jemand sein, der für C3 in der Lage ist, die vielfältige Bandbreite an Jobs, die wir hier machen, bedienen zu können. Wir haben hier nicht nur einen Kiosktitel, in dem wir immer wieder ähnliche Themen bebildern müssen — wir sind wie ein Supermarkt, wir haben alles. Und dafür wollen wir keine Fotografen, die man einfach aus der Schublade rausholt, sondern welche, die gar nicht erst in eine passen.“

Georg: „Normalerweise würde man einen Fotografen nie engagieren, wenn nicht bereits ein passendes Motiv aus der Branche im Portfolio ist. Du hast da ein sehr hohes Vertrauen in mich gesetzt — weit über das hinaus, was bereits in meiner Mappe zu sehen war. Das ist in unserer Branche nicht normal. Da habt ihr auch einfach meinen Respekt und Ehrgeiz geweckt: Ihr vertraut mir, jetzt will ich mich beweisen und ich will es auch gut machen, weil das unsere Chance ist!“

Simone: „Und du hast es gut gemacht! Als weitere Entwicklung für dich kam dann der Job für Volkswagen auf Hawaii.“

How the story continues…

VW Beetle © Georg Roske

Georg: „Erst mal eine tolle Sache, das ist ja fast wie Urlaub! Scherz beiseite, es war ein technisch sehr aufwendiger Job und man muss dazu sagen, dass ich kein Team vor Ort hatte — ich war ganz auf mich allein gestellt. Obendrauf kam noch, dass ich noch nie ein Auto fotografiert hatte. Und das musst du erst mal bringen!“

Simone: „Aber das ist auch etwas, das du nicht einfach unter Erfahrung ablegen kannst, das ist ein Gefühl, das du entwickelst. Wenn wir Fotografen aussuchen, muss auch einfach die Stimmung passen mit dem Menschen. Man merkt relativ schnell, ob jemand unkompliziert oder aber beispielsweise sehr aufwendig in seiner Denkweise ist.”

Georg: „Es ist eben angewandte Fotografie und keine Prestige-Fotografie, für die man viel Fame erntet. Da muss ich dich auch unterstützen, es hat keiner etwas davon, wenn Fotografen Allüren mitbringen. Was ich schnell bei C3 gelernt habe ist: ‚Hauptsache es läuft’. In dem Moment, wo du Bereitschaft zeigst, läuft es auch. Das ist eine Energie, die sich durch den ganzen Arbeitstag zieht. Wenn dann der Stress dazukommt, beweist es sich auch.“

VW Beetle © Georg Roske

Simone: „Wir machen hier Content Marketing und wenn wir uns mit einer klassischen Werbeagentur vergleichen, die viel Kampagnenfotografie macht, ist hier einfach der Unterschied, dass wir viel schneller abliefern müssen. Wir können keine fünf Wochen über ein Kampagnenbild diskutieren. Für den Kunden ist der Fotograf nach wie vor der Dienstleister, sprich der Handwerker.“

Georg: „Und das bin ich auch einfach als Fotograf! Ich sehe in mir mehr einen Handwerker als einen Künstler, wenn es um angewandte Fotografie geht.“

Simone: „Wir befüllen hier Content. Punkt. Egal wo: Print, Digital, Social Media. Wir müssen immer im Auge behalten, dass wir uns vom Rest absetzen müssen.”

Good planning makes the difference

Georg: „Ich arbeite mittlerweile für viele Auftraggeber und was bei C3 heraussticht, ist die Planung. Ich komme hier her und alles ist erledigt. Ich muss in keine Extraleistung gehen, ich mache einfach meinen Job als Fotograf. Bei jedem Auftrag muss man vorher schauen, welche Kriterien zu erfüllen sind: Soll der Preis stimmen, die Qualität hoch sein oder soll es schnell gehen? Alles zusammen geht nicht, du musst dich für zwei Sachen entscheiden, ob du willst oder nicht. Damit am Ende trotzdem das bestmögliche Bild dabei rauskommen, muss die Planung genau auf den Punkt sein.“

Simone am Set © Georg Roske

Simone: „Bei uns läuft kein Fotograf auf einen Job los und weiß nicht, was er zu tun hat. Das wird vorher alles genau durchgesprochen. Wir sagen ganz klar, was am Set abgearbeitet werden muss und das schätzen auch unsere Kunden, indem sie am Ende mit dem Ergebnis zufrieden sind.“

Georg: „Es ist auch so, dass das fotografische Universum mittlerweile aufgebraucht ist. Alles wurde schon einmal fotografiert. Wir leben in einer bildlichen Wiederholung. Man kann viele Bilder schon fertig ankaufen oder schlichtweg neuverpacken. Da gibt es keinen Platz für Egoismus. Wenn das ein Fotograf nicht versteht, dann ist er in der angewandten Fotografie im falschen Geschäft.“

Vielen Dank noch einmal an Georg Roske, der sich die Zeit genommen hat, seine Erfahrungen und Eindrücke mit uns zu teilen.

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